17.10.2024
Kreis Warendorf (dor). Die Jagd, die eng mit der Evolution des Menschen verbunden ist, hat eine jahrtausendalte Tradition. Fast so alt wie die Jagd selbst ist auch das Jagdliche Brauchtum, ein Begriff, der all die Verhaltensweisen und Gebräuche der Jäger untereinander und während der Jagdausübung umfasst. Ein wichtiger Teil des Jagdlichen Brauchtums, zu dem das Strecke legen, die Verwendung der Jägersprache, die Waidgerechtigkeit und das Tragen jagdlicher Kleidung zählt, ist das Jagdhornblasen. Die Jagdsignale beispielsweise dienten früher bei weiträumigen Jagden vor allem dem Informationsaustausch über den Stand der Jagd.

Heute haben oft Handys und Funkgeräte diese Aufgabe übernommen. Dennoch ist das Jagdhornblasen nach wie vor fest im Jagdwesen verankert. Es wird gelebt und mit Freude ausgeübt: Von den 19 Hegeringen der Kreisjägerschaft Warendorf haben 17 Hegeringen eigene und zum Teil mehrere Bläsergruppen. Günther Lunemann, der das Amt des Obmanns für jagdliches Brauchtum seit 37 Jahren in der KJS innehat, schätzt, dass es im Kreis Warendorf rund 450 Jagdhornbläser gibt. Nicht alle von ihnen würden jedoch für Wettbewerbe üben, weiß Lunemann. Manche seien reine Brauchtumsbläser, die ihr Horn ausschließlich im Jagdbetrieb oder nach einer Jagd erklingen lassen. Andere wiederum hätten sich eher auf Märsche als auf die Signale konzentriert. Letzteres gelte vor allem für die Parforcehörner, die in Kürze bei den im Oktober und November stattfindenden Hubertusmessen zu hören sein werden. „Hubertus ist der Schutzpatron der Jagd, zu dessen Ehren wird die Hubertusmesse gehalten und von den Jägern musikalisch begleitet“, erklärt Lunemann. Die Jäger würden sich auf diese Weise beim Schöpfer für die Schöpfung bedanken. Auch die Dekoration des Altarraumes, mit Hirsch- und Niederwildtrophäen, mit Tannen- und Blättergrün werde von den Jägern gestemmt, berichtet Günther Lunemann, der fünf Bläsergruppen leitet. Neben Münster sind das Jagdhornbläser in Ostbevern, Glandorf, Versmold und Füchtorf, denen er die Jagdhorntöne beibringt. Die Füchtorfer Gruppe, die er jeweils montags am Abend für eine Stunde unterrichtet, hatte sich vor elf Jahren durch die Initiative von Uli Rüter, Mechthild Pohlschmidt, Ludger Möllenbeck und Norbert Rüter gegründet. Die vier hatten zunächst Susanne Finnemeier, die jedoch bereits verstorben ist, als Leiterin gewonnen. Günther Lunemann übernahm die im Laufe der Jahre auf 14 Personen angewachsene Gruppe. Wie andernorts sind nicht alle Jagdhornbläser automatisch Jäger. „Wir haben je zur Hälfte Jäger und Nichtjäger in unseren Reihen“, berichtet Gründungsmitglied Norbert Rüter, der selbst keinen Jagdschein hat.
„Ich bin Reiter, habe früher in einer Blaskapelle mitgespielt und auch bei den Fuchsjagden in Füchtorf mitgemacht. Da fand ich das Jagdhorn immer schon toll“, so Norbert Rüter. Das Schöne am Jagdornblasen ist, da sind sich alle einig, vor allem „die Geselligkeit, die Gemütlichkeit, das gemeinsame Zusammenspiel und die Musik“. Auch wenn das Jagdhornblasen den Bläsern Spaß macht und natürlich machen soll, liegt das Ziel nach wie vor in der jagdlichen Anwendung. Demzufolge müssen in der musikalischen Ausbildung, die mit diversen Bläserabzeichen enden kann, zahlreiche Jagsignale erlernt werden. Schließlich sind die Jagdhornbläser nach wie vor gefragt: Wenn zum Beispiel am Ende einer Jagd die Strecke verblasen wird, erweisen die Jäger jedem erlegten Tier mit einem eigenen Signal ihre Referenz. Vor dem Beginn der Jagd sind sie es, die zur Begrüßung aufspielen, die zum Treiben anblasen und mit ihren Signalen das Ende des Schießens verkünden. Auch das zünftige Schüsseltreiben, das ein gemeinsames Mahl und Zusammensitzen am Ende der Jagd beschreibt, wird mit dem Signal „Zum Essen“ eröffnet. „Es ist das schönste Signal, das ich kenne“, lacht Lunemann. Der Obmann für das jagdliche Brauchtum hat schon mit acht Jahren mit dem Jagdhornblasen begonnen. „Mein Vater war Jäger, ich durfte bei der Jagd öfter als Treiber mitlaufen, und fand alles super interessant. So war es für mich nur natürlich, so früh wie möglich den Jagdschein zu machen“, erklärt Lunemann, der mit seinem Fürst Pless Horn ein Jagdgebrauchshorn spielt. Dabei handelt es sich um ein reines Naturhorn, dessen fünf Töne sich nur durch die Lippen entlocken lassen.

Gruppenbild: Die Liesborner Jagdhornbläser danken bei den Hubertusmessen regelmäßig dem Schöpfer für die Schöpfung.

Ein bisschen Talent beim Jagdhornspielen sei nicht verkehrt, sagt Lunemann, der in seiner 50-jährigen Tätigkeit als Bläserkorpsleiter bisher rund 200 Bläser ausgebildet hat. Allerdings gehe es ohne Üben nicht. Beim Blasen käme es ihm sowie den Wertungsrichtern bei Prüfungen und bei Wettkämpfen, wie etwa dem Kreisbläser-, dem Landes- oder dem Bundeswettbewerb im Jagdhornblasen, auf Tonreinheit, das sich in sauberem Blasen niederschlage, sowie auf Notengerechtigkeit, hier sollten die Noten befolgt werden, an. Bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Kreiswettbewerb der Kreisjägerschaft Warendorf wechseln sich die einzelnen Hegeringe mit der Organisation der Veranstaltung ab. Der nächste Kreisbläserwettbewerb, der von dem Jagdhornbläserkorps Warendorf/Freckenhorst/Hoetmar ausgerichtet wird, findet am 25. Mai 2025 auf dem Gelände des Warendorfer Landgestüts statt. Die Wettbewerbe erfreuen sich beim Publikum stets großer Beliebtheit und zwar nicht nur aufgrund der musikalischen Vorträge. Die Veranstaltungsorte sind immer gut gewählt, so dass sie den perfekten Rahmen für die schmuck in Jägertracht – auch das zählt zum jagdlichen Brauchtum – aufspielenden Jagdhornbläser bilden. Bis Mai brauchen die Freunde der Jagdmusik jedoch nicht zu warten. Rund um den Hubertustag am 3. November finden kreisweit Hubertusmessen mit aktiver Beteiligung zahlreicher Jagdhornbläser statt.

Folgende Bläsergruppen gestalten die Hubertusmessen mit:
Hegering Füchtorf
27. Oktober 2024, 9 Uhr, St. Mariä Himmelfahrt, Füchtorf
Hegering Liesborn-Diestedde
2. November, 17 Uhr, Überwasserkirche Münster
3. November, 18.30 Uhr, St. Stephanus, Beckum
10. November, 10 Uhr Abteikirche Ss. Cosmas & Damian, Liesborn
Hegering Milte-Einen
10. November, 10.30 Uhr, St. Bartholomäus, Einen
Hegering Ostenfelde-Westkirchen
27. Oktober, 10 Uhr, St. Johannes Baptist Beelen,
03. November, 10.00 Uhr, St. Laurentius, Westkirchen
Hegering Telgte-Westbevern
3. November, 10.00 Uhr, St. Clemens, Telgte
Parforcehornbläser Warendorf zusammen mit Drensteinfurt
20. Oktober, St. Johannes, Oelde, 3. November, 11.15 Uhr St. Christopherus, Werne
Parforcehornbläser Warendorf
10. November, 10 Uhr St. Marien, Warendorf
