15.07.2024

Kreis Warendorf (dor). Nichts ist ärgerlicher: Da will man morgens losfahren, hat womöglich eine dringende Terminsache und entsprechend Zeitdruck und dann ruckelt der Motor oder springt überhaupt nicht mehr an. Ein Blick in den Motorraum offenbart das Dilemma: durchgebissene Kabel. Die Sachlage ist klar, ein Marder war am Werk. Das auch als „Kabelbeißer“ bekannte Tier weiß sich nicht nur bei Autofahrern, sondern auch bei Hauseigentümern alles andere als beliebt zu machen. Denn der nachtaktive Räuber bringt die Schlafenden um ihre süßen Träume, indem er lautstark über Zimmerdecken, in Zwischenräumen oder auf dem Dachboden hin und herläuft. Abhilfe schafft hier Erich Busch, der Marderbeauftragte der Kreisjägerschaft Warendorf. Seit zwei Jahren berät er Betroffene, wie sie gegen den unliebsamen Gast, der sich oft als Langzeitmieter entpuppt, vorgehen können.

Mehrmals im Monat klingelt bei dem passionierten Jäger das Telefon, mehrmals rückt der Ostbeveraner kreisweit zu einem Marder-Außentermin aus. Wie ein Detektiv verschafft sich der Marderbeauftragte zunächst einen Gesamtüberblick, schaut sich Dächer und Verkleidungen beim Gang rund um das Gebäude an. „Es reicht ein kleines Lock im Gebälk oder im Dach, eine lockere Dachpfanne oder morsche Verkleidung im Außenbereich und schon ist der Marder drin“, erklärt Busch. „Und wenn er einmal da gewesen ist, kommt er gern wieder.“ Wie die Menschen mögen Marder Wärme. Daher sei die Aussicht auf ein warmes Plätzchen im Haus oder im Motorenraum eines Autos für die Tiere sehr verlockend, erklärt der Fachmann.

Eigentlich bewundert Erich Busch die possierlich aussehenden, doch höchst wehrhaften, muskulösen und intelligenten Tiere. „Marder sind fantastische Jäger“, weiß er.  Als Marderbeauftragte habe er in den zwei Jahren, in denen er dem nachtaktiven Raubtier auf der Spur sei, schon zu viel gesehen. Nichts gegen den ungebetenen Besucher zu unternehmen könne Busch wirklich nicht empfehlen.  „Marder können große Schäden anrichten“, sagt er und berichtet von rausgerissener Isolierwolle, vielen Kothaufen und uringetränkten Böden. „Da wünscht man sich schon manches Mal eine Atemschutzmaske“. Wie Busch berichtet, gehen Marder in Städten und Gemeinden oft auf Wanderschaft, das heißt sie haben gar mehrere Quartiere, die sie aufsuchen. „Hört man mal eine Weile nichts, heißt das nicht, dass der Marder weg ist oder nicht wiederkommt.“ Er ist ein sehr treuer Untermieter, der seine Reviere mit starken Duftnoten markiert. Was aber können Betroffene nun im Einzelnen gegen den unliebsamen Untermieter tun? „Die erste Maßnahme ist stets das „Vergrämen“, so Busch.

Der Marderbeauftragte der Kreisjägerschaft Warendorf, der in Ostbevern lebende Erich Busch, verschafft sich zunächst einen Gesamtüberblick beim Rundgang ums Gebäude. So spürt er Marder-Einstiegsmöglichkeiten, wie etwa lose Dachpfannen, morsche Verkleidungen und ähnliches auf.
Marder richten nicht nur in Gebäuden, sondern auch in Autos großen Schaden an. (Bild DJV)
Marder, hier im Bild ein  Steinmarder, sehen possierlich aus, aber haben es in sich. Sie sind wehrhaft, muskulös, intelligent und anpassungsfähig. Sie sind fantastische Jäger. (Bild Rolfes/DJV)

Das Wort aus der Jägersprache bedeutet Tiere wiederholt stören, um sie so zu verscheuchen. Und zwar mit Dingen, die der Marder überhaupt nicht mag. Laute Musik zum Beispiel oder WC-Steine, die in der Nähe seiner Einstiegstellen angebracht werden, zeigen Wirkung, weiß der ehrenamtliche Marderbeauftragte, der auch in der Rollenden Waldschule aktiv ist und Kindern Wild und Wald näherbringt. War das Vergrämen erfolgreich – dies könne unter Umständen mit einer Wildkamera dokumentiert werden -, sei das Verschließen sämtlicher Schlupflöcher der nächste Schritt. Mit Zeitungspapier sei hier aber nichts zu wollen. „Die Löcher müssen mit im Dachdeckerhandwerk benutzten Materialien verschlossen werden,“ sagt Busch, der bei Nichterfolg aller vorherigen Maßnahmen das Aufstellen einer Lebendfalle als letzte Möglichkeit nennt. Autofahrern empfiehlt er, ein Drahtgeflecht unter das Auto zu legen. Das sei ein guter Schutz, da Marder nicht gern über Draht laufen würden. Dass diese Maßnahme funktioniert, bestätigten ihm jüngst Betroffene, die sich telefonisch für den Tipp bei ihm bedankten, erzählt Erich Busch. Als weitere probate Marderabwehrmittel nennt der Ostbeveraner auch hier das Anbringen von Klosteinen in der Nähe des Autos oder das Aufhängen mit Menschenhaaren gefüllter Seidenstrumpfhosen. Wenn ein Marder Kabel durchgebissen hat, können die Autofahrer davon ausgehen, dass dort zuvor schon ein anderer Marder Zuflucht gesucht hatte. „Er riecht das andere Tier und das Durchbeißen ist ein Akt reiner Wut“, erklärt Busch. Wie er sagt, müssen die Autofahrer Marderschäden nicht immer aus eigener Tasche zahlen. Viele Autoversicherungen gerade im Vollkasko-Bereich würden Marderschäden übernehmen. Hier lohnt sich laut Busch ein Blick in die Versicherungsunterlagen oder ein entsprechender Anruf bei der Versicherung.

Info: Wer Probleme mit Mardern hat, kann sich zum einen an die Kreisjägerschaft Warendorf Tel. 02581- 931720 wenden oder über das Ordnungsamt der Gemeinden Kontakt mit Erich Busch aufnehmen.


Der Marder

Die Familie der Haus-, Stein- oder Baummarder gehören zur Ordnung der hundeartigen Raubtiere. Sie werden 40 – 52 cm lang, der buschige Schwanz ist dabei etwa halb so lang wie der schlanke Körper. Die Haus- und Steinmarder sind weltweit und in ganz Eurasien verbreitet. Die Tiere  gelten als äußerst anpassungsfähig. Als Kulturfolger leben Marder in Städten und Gemeinden, wo sie auch Dachböden als Verstecke bewohnen, ansonsten werden Holzstapel und Reisighaufen zum Schlafen genutzt. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus Mäusen, Jungvögel und Insekten, sie fressen jedoch auch Früchte und Getreide, Küchenabfälle und Aas. In Deutschland haben Marder keine ins Gewicht fallenden Feinde. Füchse, Katzen und Habichte reißen jedoch mitunter Jungmarder. Marder können Krankheitserreger und Parasiten (Band- und Saugwürmer, Tollwut und Hirnhautentzündung) auf Menschen und Haustiere übertragen. In Deutschland unterliegen Steinmarder dem Jagdrecht, das heißt, nur wer eine Genehmigung dazu hat, darf die Tiere jagen. Zu den typischen Schäden, die Marder an Autos anrichten zählen zerbissene Zündkabel, Kühlwasser- und Heizungsschläuche, durchgebissene Kabel der Bordelektronik, Gummi- und Kunststoffteile. An und in Gebäuden können sie die Dachisolierung beschädigen, durch ihre Hinterlassenschaften Gestank und Dreck verbreiten.