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KJS Generalversammlung


04.05.2023

Kreis Warendorf. Über ein voll besetztes Haus konnte sich der Vorstand der Kreisjägerschaft bei der Generalversammlung freuen. 350 Jäger, Landwirte, Forstwirte, Vertreter benachbarter Kreisjägerschaften und zahlreiche Ehrengäste gaben den Jägern am Mittwochabend in der Festhalle die Ehre. Sebastian Seidel, Everswinkels Bürgermeister, lobte den großen Dienst der Jäger am Gemeinwesen, hob ihren Einsatz für die Hege und Pflege der Natur hervor. „Sie sammeln Müll, beseitigen Fallwild, ergreifen Naturschutzmaßnahmen – das Engagement kann man nicht genug schätzen“, so Seidel. Ins gleiche Horn stieß auch Landrat Dr. Olaf Gericke, der sich für die gute Zusammenarbeit mit den Jägern bedankte.

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Mit der Zusage weiterer Fördermittel des Kreises für das beispielhafte W-Land-Projekt der Jägerschaft überbrachte er dem Vorstand ein besonderes Geschenk. „Ein besseres Projekt zwischen Jägerschaft, Landwirtschaft, Naturschutz und dem Kreis kann es nicht geben“, befand Dr. Olaf Gericke. Josef Roxel, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, dankte nicht nur dem Landrat, sondern auch dem W-Land-Projektleiter Felix Homann, der die Sprache der Landwirte spreche und einen tollen Job mache. Nicht unerwähnt im Jahresbericht des Vorsitzenden blieb auch die „Grüne Herz „-Aktion der Kreisjägerschaft, in deren Rahmen bereits 168 Kindertagesstätten des Kreises mit lehrreichen, kindgerechten Büchern zur Wald- und Umweltbildung ausgestattet wurden. Ein weiterer Grund zur Freude sei auch der Erhalt des Biotophegepreises 2022 gewesen. „Die Auszeichnung hat uns stolz gemacht“, sagte Roxel. Dieser freute sich auch viele Jungjäger in den Reihen begrüßen zu können. 50 Jungjäger hätten gerade den Jungjägerkurs erfolgreich hinter sich gebracht, ein Ergebnis, das Roxel auch auf das engagierte Dozententeam zurückführte. Positiv gestaltete sich auch die Entwicklung des Kassenstandes, die Kassierer Andreas Oenkhaus verkündete: Aus dem leichten Minus im vergangenen Jahr wurde ein ordentliches Plus. Burkhard Schwarte und Marcel Lütke-Dartmann wurden nach der Entlastung des Kassierers und des gesamten Vorstands zu neuen Kassenprüfern gewählt.

Auf der Versammlung wurden auch verdiente Mitglieder ausgezeichnet. Gunter Lunemann erhielt für seinen mehr als 40 Jahre dauernden Einsatz für das jagdliche Brauchtum die Jagdhornbläsernadel in Gold. Die Bronze-Nadel des LJV ging in Abwesenheit an Theresa Lietmann für ihr Engagement im Lernort Natur. Über die LJV-Bronze Nadel konnte sich auch Sassenbergs Hegeringsleiter Bernhard Knollmeier freuen. Die gleiche Auszeichnung ging an Claudia Havelt, Beelens Hegeringsleiterin, die im Jungjägerkurs das Jagdrecht unterrichtet. Claudia Böckenhüser, die Leiterin der KJS-Geschäftsstelle erhielt für ihr Ehrenamt als Obfrau für Jägerinnen, als Koordinatorin des Jungjägerkurses sowie für ihre tolle Arbeit in der Geschäftsstelle die LJV-Nadel in Silber. Über die silberne Ehrennadel des DJV durfte sich der KJS-Vorsitzende Josef Roxel freuen.  „Du bist ein Vollblutjäger, ein Vollblutvorsitzender und ein guter Freund“, sagte der Ehrenvorsitzende Kreisjägerschaft Heinz Heselmann, der auch dem gesamten Vorstand Bestnoten ausstellte.

„Jagd und Naturschutz – zwei Seiten einer Medaille?!“

Mit Jörg-Andreas Krüger, dem NABU Deutschland Präsidenten, hatte die Kreisjägerschaft einen hochkarätigen Redner zu Gast. Dass der oberste Naturschützer Deutschland die Kreisjägerschaftsversammlung besuche, sei nicht selbstverständlich, freute sich KJS-Naturschutzobmann Markus Degener, der dessen Kommen eingefädelt hatte und den NABU-Präsidenten anmoderierte. In dem anschließenden Vortrag befasste sich der NABU-Präsident mit dem Thema „Jagd und Naturschutz – zwei Seiten einer Medaille?!“ Und schnell wurde klar:  Naturschutz geht nicht ohne Jagd und die Jagd nicht ohne Naturschutz. Beide bedingen einander, verfolgen mit dem Naturschutz, dem Erhalt von Kulturlandschaften, dem Schutz der Artenvielfalt und Biodiversität die gleichen Ziele, nur tun sie dies aus unterschiedlichen Perspektiven heraus. Während der NABU in erster Linie auf Lebensraumertüchtigung zum Erhalt der Artenvielfalt setzt und die Jagd nur als naturverträgliche Jagd als Form der Landnutzung anerkennt, sie nur da einsetzen möchte, wo Bestände nicht gefährdet sind und ethische Prinzipien nicht verletzt werden, beruft sich die Jägerschaft nach Worten des Naturschutz-Obmanns Markus Degener darauf, dass unter dem Schutz des Jagdrechts bislang keine Tierart ausgestorben sei. Jagd, so Degener weiter, sei das älteste Handwerk der Welt, was auch darauf ausgerichtet sei, Schöpfung und Artenvielfalt zu erhalten. Die Jagd sei ferner ein Eigentumsrecht. Es brauche einen ganzheitlichen Ansatz unter Einbeziehung der Prädation, denn „nur was nicht gefressen werden kann, wird auch schöner wohnen“, so Degener. Eine isolierte Fokussierung auf Lebensraumverbesserung sei seiner Meinung nach in der Kulturlandschaft nur bedingt zielführend.  

Wie Krüger, der dem 900.000 Mitglieder starken NABU vorsteht, berichtete, befänden sich Kultur- und Naturlandschaften durch Klimawandel, die wachsende Flächenversiegelung und durch Strukturverarmung im Dauerstress. „Immer mehr Tierarten in Offenlandschaften verschwinden und Schutzgebiete erreichen ihre Ziele nicht vollständig“,  erklärte er. Der Druck auf die Natur werde künftig durch die Zunahme erneuerbarer Energien, neue Übertragungsnetze, neue Bahntrassen für mehr Schienen weiter zunehmen. „Wir müssen mehr und neue Lösungswege finden“, erklärte Jörg-Andreas Krüger, der sich nicht auf das Trennende zwischen Jägerschaft und NABU, sondern auf das Verbindende konzentrieren möchte, um auch die grüne Infrastruktur gemeinsam voranzubringen. Jäger und NABU Präsident sind sich einig, dass ideologische Verbohrtheit niemandem nütze und nicht zielführend sei. Krüger setzt sich daher stark für einen Dialog und Austausch auf Augenhöhe und auf lokaler und regionaler Ebene zwischen NABU und Jägerschaft ein. Für diese Gesprächsbereitschaft setzte Jörg-Andreas Krüger, der familiäre Wurzeln in der Landwirtschaft hat und daher die Nöte und Zwänge der Landwirtschaft kennt und als Jäger die Bedürfnisse und Wünsche der Jägerschaft nachempfinden kann, mit seinem Besuch ein positives Zeichen. Dass sich viele Jägerinnen und Jäger für Naturschutzmaßnahmen einsetzen und diese umsetzen und sich zudem in der Umweltbildung engagieren, hob Krüger ebenso lobend hervor, wie die gute und langjährige Kooperation zwischen reinen Naturschutzverbänden und Jägerschaften auf lokaler und regionaler Ebene. Kontrovers zwischen NABU und Jägerschaft diskutiert würde immer wieder die Liste der jagdbaren Arten. Wie Krüger darlegte, spricht sich der NABU für die Bejagung aller Arten von Schalenwild, vom Feldhasen, wenn ungefährdet, für Wildkaninchen, Fuchs, Fasan und Stockente aus. Für Grau-, Nil- und Kanadagänse könnten länderspezifische Jagdzeiten festgelegt werden. Unterschiedliche Meinungen gebe es auch beim Prädatorenmanagement. Dieses sei aus Sicht des NABU nur dann vertretbar, wenn es nach vorausgehender Analyse zielorientiert zum Schutz bestandsbedrohter Tierarten eingesetzt werde. Ferner müsse sich die Jagd in Schutzgebieten am Schutzziel ausrichten“, so Jörg-Andreas Krüger, der sich auch für eine betriebswirtschaftliche Honorierung der Landwirte bei der Flächenrenaturierung stark macht.  

Bei der dem Impulsvortrag sich anschließenden fair und konstruktiv geführten Diskussion nahmen die Landwirte die Forderung Krügers nach einer angemessenen Entschädigung dankbar auf. Wie Andreas Westermann, der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbands Warendorf, erklärte, seien viele Landwirte durchaus bereit, sich für Naturräume zu engagieren. Seiner Meinung nach sollte das eher auf freiwilliger Basis geschehen als durch neues Ordnungsrecht geregelt werden. Krüger gab ihm recht, dass der kooperative Ansatz am meisten trage, er vertrat aber die Meinung, dass es einen Rahmen brauche, der zeige, in welche Richtung es gehen sollte. Er unterstützte Westermanns Meinung völlig darin, dass die Politik den Landwirten ein anständiges, betriebswirtschaftlich tragfähiges Angebot machen müsse. „Sonst riskieren wir einen Vertrauensbruch“, weiß Jörg-Andreas Krüger. Zum Prädatorenmanagement angesprochen, fragte der NABU-Präsident nach der Wirksamkeit der Maßnahmen. „Wenn man viele Tiere entnimmt und nichts erreicht, ist die Tötung nicht sinnvoll“, sagte Krüger, der sich klar von militanten Tierschutzaktionen wie angesägte Hochsitze etc. distanzierte. Kontrovers diskutiert wurde auch das Streitthema Wolf. Ein Jäger gab seiner Sorge Ausdruck, dass bei steigender Population, mehr Tiere gerissen würden. Diesem widersprach Krüger. Wie er sagte, käme es auf den Herdenschutz an. Trotz steigender Zahl an Wölfen sei die Zahl der Risse durch Herdenschutz in Niedersachsen konstant geblieben, wenn auch die zurückgehende Zahl der Weidetiere in diesem Zusammenhang unberücksichtigt blieb. „Der Wolf hat sich seinen Lebensraum zurückerobert und zwar ohne dass es je zu bedrohlichen Situationen für Menschen gekommen ist“, stellte Krüger fest. Auch gab er ein klares Bekenntnis für den Wolf ab: „Der Wolf gehört ins Ökosystem, Muffelwild indes nicht“. Krüger verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Problemwölfe, die den Herdenschutz zum zweiten Mal umgehen, entnommen werden dürften. Während der Diskussion kam auch das Problem mit invasiven Tierarten sowie die Holzverbrennung, zu der die NABU eine deutliche Meinung hat, zur Sprache. „Angesichts knapper werdender Holzreserven und erhöhter Nutzungsansprüche an den Wald sagen wir Nein zu gesteigerter Holzverbrennung“, so der NABU-Präsident. Bei diesem bedankte sich die Kreisjägerschaft abschließend für sein Kommen mit metallenen Beetsteckern in Form von Hase, Fasan und Kibitz, einem Nistkasten sowie einem Sack des KJS-Saatguts für Blühflächen und Brachen.

Im Vorfeld der Generalversammlung hatten die Besucher die Gelegenheit, sich im Rahmen einer kleinen Ausstellung über Neuheiten aus Jagd, Niederwildhege und nutzernahem Naturschutz zu informieren. Hier präsentiert Thomas Berne KJS-Vorstandsmitglied Dr. Antje Schulze Linzel und Martina Brüggemann über ein Universallockmittel für Tiere.
Die jungen Jäger Elena Marie Wallmeyer und Raphael Schoppmann interessierten sich auch für die ausgestellten Gehörne.
Landrat Dr. Olaf Gericke sicherte der Kreisjägerschaft die weitere  Förderung des W-Land-Projektes seitens des Kreises zu.
Die Jagdhorngruppe des Hegerings Milte-Einen zeigt sich für den Kreisbläserwettbewerb im Jagdhornblasen am 7. Mai auf dem Hof Tüttinghof in Beckum schon gut gerüstet.
Wurden für besondere Verdienste in der Kreisjägerschaft ausgezeichnet: (v. re.) Gunter Lunemann, Bernhard Knollmeier, Josef Roxel, Claudia Havelt, Claudia Böckenhüser und Heinz Heselmann.
Nahbar, offen und gesprächsbereit präsentierte sich der Präsident des NABU Deutschland, Jörg-Andreas Krüger auf der Generalversammlung der KJS. Der Vorstand bedankte sich für dessen Kommen mit Nistkasten, Saatgut und  Beetsteckern in Form von Fasan, Kibitz und Hase.

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