01.04.2024
Kreis Warendorf (dor). Eine Jagd ohne Hund ist wie Pommes ohne Mayo oder ein Fisch ohne Wasser, kurz: geht gar nicht. Damit der Jäger sich bei der Jagd einhundertprozentig auf seinen Hund verlassen kann, benötigt dieser – wie auch der Jäger an sich – eine solide und konsequente Ausbildung. Das ist mit ein Grund, warum das Jagdgebrauchshundewesen in der schriftlichen und mündlichen Jägerprüfung abgefragt wird. Um den Jungjägern in spe wertvolle Einblicke in die jagdliche Hundepraxis zu gewähren und ihnen Informationen aus erster Hand zu den einzelnen Rassen zu liefern, fand am Osterwochenende auf dem Schießstand am Butterpatt eine von Hundeausbilder Heiner Selhorst organisierte Jagdhundevorführung statt.
Fast vierzig Jäger und Jägerinnen hatten sich dazu mit ihren Hunden auf dem Gelände der Kreisjägerschaft eingefunden. Claudia Havelt, Dozentin des Faches Jagdrecht, stellte neben Weimaranern, großen und kleinen Münsterländern, Meyer Vizlas und Rauhaardackeln auch Springerspaniel, Labradore, Espangeul Picards sowie Pearsson Russell Terrier vor. Von letzterem ist Havelt selbst Besitzerin. Wie sie darlegte, sei ihr Hund sehr führerbezogen und als Boden- und Stöberhund vielseitig einsetzbar. Auch wenn viele Menschen Terrier mit einem starkem Willen und Unruhe in Verbindung brächten, sei ihr Hund zu 90 Prozent ruhig, die restlichen 10 Prozent am Tag aber in seinem Bewegungsdrang nicht zu stoppen und kaum wiederzuerkennen.
Als hätte er die Worte seiner Führerin verstanden, wedelte der Parson Russell Terrier mit Blick auf Havelt beifallsbekundend mit seinem Schwanz, in Jägersprache Rute genannt. Während Heiner Selhorst Jungjägern am Teich zeigte, was ein Hund an Wasserarbeit zu leisten hat, zeigte sein Co-Ausbilder Philipp Nahrmann, wie man die natürlichen jagdlichen Anlagen eines Hundes, sein Wesen und seinen Gehorsam schon früh fördern kann. Eine leichte Übung sei es, mit dem Hund im Garten zu sitzen und mal fünf Minuten gar nichts zu tun. „Diese Ruhe müssen die Hunde aushalten“, so Nahrmann, der in Kürze Willy Geismann als KJS-Hundeobmann ablösen wird. Auch die Leinenführigkeit mit dem Kopf auf Kniehöhe des Führers könne mit den Hunden früh geübt werden. Gleiches gelte für die Nasenarbeit und das Vorstehen. Hier könnte eine Reizangel gute Dienste leisten. Christian Düsterhaus, Jungjägerkursteilnehmer aus Ahlen, fand die Ausführungen der Jagdhundepraktiker sehr interessant.
„Es macht Spaß zu sehen, wie man die jagdlichen Anlagen bei einem jungen Hund unterstützen kann“, erklärt er. Einen eigenen Jagdhund habe er selbst nicht. Das gilt auch für die meisten anderen Teilnehmer des aktuellen Jungjägerkurses. Selbst der stellvertretende Hegeringleiter Sassenbergs, Henning Schulz, der 2009 seinen Jagdschein gemacht hatte, ist erst seit eineinhalb Jahren Besitzer eines Jagdhundes. „Die Ausbildung erfordert sehr viel Zeit und Arbeit“, weiß er. Diese Zeit konnte er zu Beginn seines Berufslebens nicht aufbringen. Jetzt hat sich die Situation gebessert. Schulz hat sich als klassischen Vertreter eines Vorstehhunds – „im Münsterland brauchen wir primär Vorstehhunde – für einen Weimaraner entschieden. Und Schulzes Frau Christiane hat vor kurzem Rauhaardackeldame Betty bekommen, die als Erdhund für Bau- und Schweißarbeit bei der Jagd eingesetzt werden kann. Doch bis es so weit ist, muss die Dackellady ebenfalls erst noch die klassische Jagdhundeausbildung durchlaufen. Wasserfest- und schussfest sei sie schon, erklärt Schulz. Und wie dessen Tochter Charlotte ergänzt, auch schon kuschelfest. „Man kann wunderbar mir ihr kuscheln“, so die Achtjährige.